Therapiemethoden

Bobath-Konzept

Das Konzept wurde von Karel und Bertha Bobath ursprünglich für die Behandlung von Kindern mit cerebralen Bewegungsstörungen entwickelt, seit den 1960er Jahren wird es auch bei erwachsenen Patienten mit erworbenen neurologischen Störungen angewandt. Ziel ist die Regulation der Muskelspannung und des Zusammenspiels der Muskulatur, um eine effektive Auseinandersetzung mit der physischen Umwelt zu ermöglichen. Dabei geht das Bobath-Konzept von der Theorie der dynamischen Systeme aus, d.h. dass nichts für sich steht, sondern alles einander bedingt. In der Therapie werden verschiedene Techniken angewandt, um neue Bewegungen zu fascilitieren, d.h. Bewegungen zu initiieren, zu begleiten und zu stützen. Die Zielsetzung der Therapie erfolgt immer im Blick auf die Lebenswirklichkeit und die Motivation des Patienten. Ganz besonders wichtig ist dabei die Zusammenarbeit mit der Familie und anderen Berufsgruppen (wie z.B. Therapeuten, Erziehern, Ärzten).

 

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Perfetti-Konzept

Dieses Konzept wurde vom italienischen Arzt Carlo Perfetti seit den 1960er Jahren entwickelt. Sein Ziel ist die Reorganisation des Nervensystems nach einer Schädigung. Dabei sollen über bewusst-kognitives Lösen von Aufgaben mit angepasster sensorischer Herausforderung die physiologischen Bewegungen gefördert und Kompensationsmechanismen vermieden werden. Der Patient soll wieder besser in seine Umwelt integriert werden. Die Übungen werden, angepasst an die Fertigkeiten des Patienten, in drei Übungs- bzw. Schweregraden durchgeführt.

 

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Johnstone-Konzept

Dieser Behandlungsansatz geht auf die Physiotherapeutin Margaret Johnstone zurück. Zur Behandlung werden Luftschienen, sogenannte URIA-Bandagen, eingesetzt, die bei Patienten mit Läsionen des Zentralnervensystems durch taktile und proprioceptive Stimulation physiologische, d.h. normale Bewegungsmuster fördern sollen. Dabei werden die Extremitäten durch Luftbandagen stabilisiert. Diese erleichtern dem Patienten das Training von Bewegungsabläufen. Von dieser Behandlungsmethode profitieren besonders schwer betroffene Patienten

 

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Manuelle Therapie

Manuelle Therapie befasst sich im Rahmen der üblichen diagnostischen und therapeutischen Verfahren mit reversiblen Funktionsstörungen des Haltungs- und Bewegungssystems. Diese Therapie kommt bei Erkrankungen der Hand, der Schulter oder der Wirbelsäule zum Einsatz. Es werden Techniken wie die translatorische Gelenkmobilisation, die aktive und passive Dehnung der muskulären Strukturen sowie die Kräftigug der Muskulatur verwendet. Ziel der Behandlung ist die Schmerzbefreiung bzw. die Beschwerdelinderung und Mobilisation.

 

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NAP®

Neuroorthopädische Aktivitätsabhängige Plastizität (NAP®) ist eine integrative, neuroorthopädische Therapie, die sowohl in der neurologischen, orthopädischen und traumatologischen Rehabilitation als auch in der Prävention angewendet wird. Die Erkenntnis, dass Körperstrukturen durch funktionelle Aktivitäten beeinflusst werden, bestimmt die methodische Vorgehensweise dieser Therapie. Die Hände des Therapeuten werden dabei als Werkzeug genutzt, um die bestmögliche biomechanische Situation herzustellen, die unter gesunden Umständen vom neuromuskulären System koordiniert wird. So bekommt das Gehirn eine „Idee“ von der Bewegung und wird darin unterstützt, diese planen zu können. Schutzprogramme des Gehirns werden gelöscht und die Programmierung der Bewegungsabläufe wird, sozusagen, auf die Ursprungseinstellungen zurückgesetzt (Reset). So kann das Gehirn erneuten Zugang zu den bestehenden motorischen Programmen bekommen.

Die strukturelle Therapie erfolgt vorwiegend unter der aktiven zielmotorischen Bewegung des Patienten. Hierbei verbindet der Therapeut manual-therapeutische Kenntnisse und neurophysiologische Grundlagen, um das motorische Lernen des Patienten zu fördern. (Quelle: www.renatahorst.de)

 

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Sensorische Integrationstherapie

Damit wir uns in unserer Umwelt orientieren und sinnvoll handeln können, muss unser Gehirn alle Informationen aus unserem Körper und aus der Umwelt verarbeiten. Die Informationen werden von Rezeptoren in den Sinnesorganen aufgenommen (den Tastkörperchen in der Haut für Berührungen, den Bogengängen und dem Otolithenorgan im Innenohr für Schwerkraft- und Gleichgewichtsreize und den Rezeptoren in Muskelspinden und Gelenken für propriozeptive Informationen). Dann werden sie über Nervenbahnen in verschiedene Zentren des Gehirns geleitet. 99% der Sinnesinformationen werden subkortikal (d.h. auf niedrigeren Ebenen als der Hirnrinde) automatisch und unbewusst verarbeitet. Bereits im untersten Hirnabschnitt, dem sogenannten Hirnstamm, finden wichtige Verarbeitungsprozesse statt. Zum Beispiel werden Gleichgewichtsreize fast vollständig auf diesem Niveau verarbeitet, damit wir automatisch und unbewusst unsere Haltung an Lageveränderungen anpassen können. Die unbewusste Verarbeitung so großer Informationsmengen ist notwendig, damit wir unsere bewusste Anstrengung und Aufmerksamkeit höheren Leistungen widmen können.

Jean Ayres entwickelte die Sensorische Integrationstherapie ursprünglich für Kinder mit Lernproblemen. Inzwischen kommt diese Therapieform dann zum Einsatz, wenn Kinder, aber auch Erwachsene, Schwierigkeiten in der Modulation (der Verstärkung bzw. Hemmung) von sensorischen Informationen (wie z.B. Berührung oder Geräuschen) oder bei deren Verarbeitung (z.B. in der Kraftdosierung, der Gleichgewichtsregulation oder der Aufmerksamkeit) haben. Einen wichtigen Bestandteil der Therapie bildet die Information der Familien und des sozialen Umfeldes der Patienten, um deren Verhalten besser verstehen und einordnen zu können.

 

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ATTENTIONER

(Claus Jacobs und Franz Petermann: Training für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen. Das neuropsychologische Gruppenprogramm ATTENTIONER. Hogrefe Verlag, 2013)

Das ATTENTIONER-Trainingsprogramm dient dazu, die gezielte Aufmerksamkeitssteuerung, d.h. die Fähigkeit zu fokussierter und geteilter Aufmerksamkeit, zu verbessern. Die Kinder lernen, unwichtige Reize (z.B. die Baustelle vor dem Fenster) auszublenden und sich besser auf die wichtigen Reize (z.B. die Bearbeitung der Hausaufgabe) zu konzentrieren. Dazu gehört auch, impulsives und nicht zur gestellten Aufgabe gehörendes Verhalten angemessen hemmen zu können. Außerdem erwerben die Kinder die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf zwei oder mehr Reize aufzuteilen, so dass eine parallele Bearbeitung verschiedener Aufgabenstellungen möglich wird (die Kinder schreiben z.B. von der Tafel ab und verfolgen gleichzeitig die Erklärung des Lehrers).

Das Programm wird in einer Kleingruppe von vier Kindern durchgeführt und von zwei Therapeutinnen betreut. Es ist ein abgeschlossenes Training und beinhaltet 15 Therapiemodule. Mit Elterngesprächen und Belohnungsstunden umfasst das Training zwischen 15 und 20 Therapieeinheiten. Eine Therapieeinheit dauert 60 Minuten.

Die Kinder lernen ihren Stärken und Schwächen entsprechend, sich Lösungs- und Verhaltensstrategien anzueignen. Diese Strategien werden durch ein Regelsystem und positive Verstärker unterstützt, die gleichzeitig das Sozial- und Arbeitsverhalten der Kinder regulieren.

Durch Hausaufgaben mit absichtlich hohem Anspruch wird den Kindern eigenverantwortliches Handeln abverlangt, weil sie selbstständig und ohne Aufforderung durch die Eltern Hilfe einfordern müssen.

Im einführenden Elterngespräch werden die Eltern angeleitet, die Verantwortung für gestellte Aufgaben dem Kind zu überlassen.

 

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Elterntraining KES (Kompetenztraining für Eltern sozial auffälliger Kinder)

Dieses Elterntraining wurde aus der Zusammenarbeit mit betroffenen Kindern und deren Familie von Gerhard Lauth und Bernd Heubeck entwickelt. Es ist als Einzeltraining eines Elternteils oder Elternpaares zur Beratung bei familiären Schwierigkeiten aufgrund starker Belastung durch kindliches Verhalten wie Impulsivität, Unaufmerksamkeit und / oder Überaktivität entwickelt worden. Es findet ein regelmäßiges Training über 6 Therapieeinheiten statt, bei welchen mit den Eltern an konkreten Alltagsituationen Möglichkeiten zur Reduzierung des Stressniveaus der Familie erarbeitet werden. Vermittelt werden alltagsnahe und alltagstaugliche Erziehungsfertigkeiten. Eine positive Eltern-Kind-Interaktion wird erprobt und gefestigt.

 

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Spiegeltherapie

Die Spiegeltherapie ist ein Therapieverfahren für Patienten mit einer halbseitig betroffenen Extremität, z.B. nach Schlaganfall oder bei Schmerzsyndrom. Das Prinzip dieser Therapie besteht darin, einen Spiegel so in der Körpermitte zu positionieren, dass das Spiegelbild der nicht betroffenen Extremität erscheint, als wäre diese die betroffene Extremität. Erstmalig wurde diese Therapieform von Ramachandran und dessen Mitarbeitern beschrieben. Seit einigen Jahren nimmt die Spiegeltherapie an Bedeutung zu und gehört zu den evidenzbasierten Therapiemethoden nach Schlaganfall.

Die prinzipielle Wirksamkeit der Spiegelillusion konnte bereits neurophysiologisch nachgewiesen werden. Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren zeigten, dass eine Spiegelung von Bewegung zu einer Aktivierung der jeweils kontralateralen Hemisphäre führt.

 

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